PORTRAIT
Ich stehe auf und bin dafür da
Gülten Bockholdt
Unternehmerin und Gesellschafterin des Unternehmes Bockholdt GmbH & Co. KG.
bockholdt.de
Gülten Bockholdt hat früh Nachhilfe gegeben, dann Sprachen unterrichtet. Während des Studiums fragte das Goethe-Institut an. Sie dolmetschte und übersetzte und unterrichtete. Irgendwann waren die Kunden Staatsanwaltschaften und Gülten hatte Leute, die für sie tätig waren, weil es so gut lief.
Es folgte eine Handelsvertretung. Nur die Semesterferien blieben so frei, dass sie reisen konnte. Dann kam das Unternehmen Bockholdt. Hans-Jürgen Bockholdt engagierte die junge Powerfrau, bot ihr einen festen Job an. Der Sohn des Unternehmers fand in ihr eine gute Partnerin – auch fürs Unternehmen.
Besser geht immer.
Beide wussten früh, dass Regionalität die Qualität erhöht, wenn man mehr Nähe zu den Mitarbeiter*innen und Kunden*innen hat und damit auch mehr Kontakt zum Menschen. Als sehr junge Frau bekam sie großes Vertrauen und viel Verantwortung. Wie es kam, dass sie das nicht schreckte und es ihr gut von der Hand ging, versucht sie so zu erklären: „Ich hatte eine Deutschlehrerin, die sagte, du kannst alles besser machen, du musst nur begründen, was daran besser wird, wenn du es veränderst.“ Das ist für Gülten Bockholdt der Kern des Unternehmertums. „Ich glaube, dass der Sinn das Unternehmenwollen auslöst.“
Sie machten es also besser. Das war Kampf und Arbeit. Aber: „Ich weiß gar nicht, ob ich es arbeiten nennen würde. Es ist ein zweites Zuhause.“ Mit dem wachsenden Erfolg kam dann ein weiterer Gestaltungsraum. Endlich konnte sie sich um das kümmern, was sie selbst ausmacht und bald das Unternehmen Bockholdt ausmachen sollte.
Den Menschen. „Welche Entwicklungsmöglichkeiten bieten wir den Menschen bei uns?“ Sie fand wenig vor, kniete sich rein und entwickelte Programme, gründete eine Akademie. Aktuell baut sie für vier Millionen Euro den „BOCKHOLDT Campus“. Diese Projekte machen sie glücklich. „Wenn man einen Auszubildenden nach ein paar Jahren auf eine Managementposition besetzt, dann fängt man an, mit dem Kopf zu schütteln, zu sagen: Wahnsinn, wie der mal angefangen hat. Das sind die Momente!“ Für die Qualität der Personalarbeit gab es jetzt ein Zeugnis: Den „Top Employer 2021“ bekam das Unternehmen als einziges in der Branche Gebäudereinigung.
Natürlich nennt sie sich Unternehmerin oder persönlich haftende Gesellschafterin. „Ich hafte ja auch persönlich. Das ist etwas, was mir sehr viel bedeutet, dass man eben nicht an der GmbH-Grenze stehen bleibt, sondern sagt: Ich hafte mit all dem, was ich besitze, für das, was ich tue.“ Eine wichtige Grundausstattung für Unternehmer*innen ist aus ihrer Sicht Sicherheitskompetenz bzw. große Unsicherheitstoleranz. Nicht nervös zu werden, wenn große Unsicherheiten drohen, denn die drohen immer.
Würde sie Menschen raten, Unternehmer*in zu werden? Ja.
„Es ist die große Freiheit. Und es ist das ganze große Wohlgefühl, dass man ganz, ganz vielen Menschen, mit dem, was man unternimmt, Perspektiven bietet zum Beispiel für die nächste Generation. Und das ist schon ein Fußabdruck, der es wert ist. Und ich glaube, es gibt nichts Schöneres, als eine Perspektive.“