Das neue
Narrativ
STUDIE
Die Zukunftsmacher*innen
In unserem Kapitel drei haben wir geschrieben, dass es Zeit ist für eine neue Mission des Unternehmertums: die Rettung der Welt. Das gelingt nur, wenn eine Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr daran zweifelt, dass Unternehmer*innen die langfristigen Folgen ihres Handelns bedenken und soziale Verantwortung übernehmen. Unternehmerische Innovationen werden zur Überwindung der gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft, sei es Klimawandel oder Krebs, dringend gebraucht. Es ist zu hoffen, dass gerade die Geschichte der Entwicklung des Corona-Impfstoffs hier ein neues Kapitel – „Projekt Lightspeed“ – eingeleitet hat, das zu einem neuen Unternehmer*innenbild führt.
Das gelingt dann, wenn ein neues Bild des Unternehmer*in-SEINS das Unternehmerische nicht mehr elitär, sondern als Aufgabe für jedermann und jedefrau versteht. Sodass es zu einem deutlichen Anstieg an unternehmerischer Aktivität in Deutschland kommt. Je mehr erlerntes, unternehmerisches Denken und Handeln in allen Bereichen gedeihen, umso höher ist auch der Teil der Unternehmen, die in zukunftsnotwendige Innovationen investieren.
Wir brauchen eine Gesellschaft, die weiß, dass sie Unternehmergeist nötig hat.
In einem aktuellen Artikel in der Harvard Business Review über die Initiative des ehemaligen, langjährigen CEO von Unilever, Paul Polman, werden die Unternehmen aufgefordert, nicht länger am Rand der gesellschaftlichen Veränderungen zu sitzen oder die Probleme der Menschen und des Planeten als „das Problem von jemand anderem“ zu behandeln: „Die Erwartungen der Gesellschaft an die Wirtschaft haben sich in den letzten zwei Jahren stärker gewandelt als in den zwei Jahrzehnten zuvor. […] In ihrem eigenen Interesse müssen Unternehmen eine aktive Rolle bei der Lösung unserer größten gemeinsamen Herausforderungen spielen. Die Wirtschaft wird nicht gedeihen, wenn es den Menschen und dem Planeten nicht gut geht.“ (Aus dem Englischen übersetzt von boy)
Die von uns befragten (Familien-)Unternehmer*innen sehen diese Herausforderung und ihre eigene Rolle laut eigener Aussage genauso. „Das Bild der vielen positiven Beispiele der verantwortungsbewussten Unternehmer*innen [muss] mehr in den medialen Mittelpunkt gerückt [werden]: Gerade Familienunternehmen tragen das Gen der Nachhaltigkeit in sich, da sie immer über viele Generationen denken. Wir müssen mehr darüber reden, dass gerade dies in der Zeit, in der Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielt, ein entscheidender Vorteil ist. Wir leben in einem Land, in dem das Unternehmertum das Rückgrat der Gesellschaft ist. Dies müssen wir als Unternehmer*innen selbstbewusst verkörpern. Das ist auch eine Frage der Haltung!“ (Zitat aus der Befragung der DIHK-Ausschussmitglieder*innen.)
„Ein Unternehmerbild,
das eine coole Frau oder einen coolen
Mann an der Spitze eines
Unternehmens zeigt, welches dafür sorgt,
dass gesellschaftlich wichtige Dinge
angeleiert werden,
wäre wichtig und richtig!“
DR. BERND BUCHHOLZ
So überwinden wir die Abspaltung des Unternehmergeistes von der Gesellschaft.
Die eigene Selbstwahrnehmung und die öffentliche Selbstdarstellung der Unternehmer*innen müssen angeglichen werden. Da hilft es nicht, wenn Klagen als Versuch, Neid und Vorurteilen zu entgehen, der Grundton ist. Eine selbstbewusste Inszenierung der aktiven Unternehmer*innen, die ihre Begeisterung und ihre gestaltende Motivation in den Mittelpunkt stellen, ist deshalb die erste Maßnahme. Sie braucht einerseits sendungsbewusste Unternehmer*innen und andererseits Multiplikator*innen, die ihnen eine Bühne bieten, um die Abspaltung der Gesellschaft von ihrem Unternehmergeist zu beenden. Der Paradigmenwechsel braucht den gesamtgesellschaftlichen Dialog.
Unternehmergeist bringt Zuversicht in die Gegenwart und Vertrauen in die Zukunft.
Der hohe Wert des zukunftsgestaltenden und zuversichtlichen Unternehmergeistes braucht eine neue Verankerung im Bewusstsein unserer Gesellschaft. Damit steigen nicht nur die gesamtgesellschaftliche Lösungskompetenz, sondern auch Hoffnung und Optimismus.